Projekte

Arbeit statt Arbeitslosigkeit: „Work-Statt“

Projektbeschreibung "Work-Statt"

Das Projekt „Work-Statt“ erweitert das bestehende Angebot der Ausbildungsbegleitung auf der Basis eines Peer-Mentoring Ansatzes um ein Aktivierungs-, Orientierungs- und Berufsbefähigungsangebot für junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren „die – aufgrund ihrer individuellen Situation Schwierigkeiten haben, eine schulische oder ausbildungsbezogene berufliche Qualifikation zu erreichen oder abzuschließen oder ins Arbeitsleben einzumünden und – von Sozialleistungsangeboten nicht erreicht werden oder diese nicht annehmen“. Diese Zielgruppe wird im Folgenden zur Verkürzung der Beschreibung auch „Drop-out-Jugendliche“ genannt.

 

 

Entstehung der Projektidee

Der frühe Betreuungsbeginn und das frühzeitige, intensive Training zur Berufsfähigkeit haben dazu geführt, dass bereits zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene ihren Schulabschluss geschafft haben und eine Ausbildung durchlaufen oder sich bereits erfolgreich in der Erwerbswelt etabliert haben. Aktuell nutzen über 50 Jugendliche (die im Lichtblick aufgewachsen sind – Stammjugendliche) das Angebot der Ausbildungsbegleitung. Im Stadtviertel bilden sie eine starke Peergroup die sich gegen das „Abhängen auf der Straße“ abgrenzt und sich über das Durchhalten einer Ausbildung positiv definiert. Sie demonstrieren Gleichaltrigen aus dem Milieu, dass es zu schaffen ist eine Ausbildung zu durchlaufen und dabei erfolgreich und „cool“ zu sein. Zunehmend zeigen jetzt auch schwer erreichbare junge Menschen Interesse an den Angeboten des Lichtblicks. Für diese wurde jetzt das Projekt: Work-Statt (Arbeit statt Arbeitslosigkeit) konzipiert.

Schwerpunkte von "Work-Statt"

  • Integration der wachsenden Anzahl an Drop-out Jugendlichen in eine positive, ausbildungsorientierte Peergroup aus dem gleichen Milieu (Lichtblick-Stammgruppe)
  • Ein Versorgungs- und Förderkonzept, das den ganzen jungen Menschen in einem sozial schwierigen Umfeld in den Blick nimmt
  • Offene Angebote und vielfältige Gruppenaktivitäten, die junge Menschen aus einem problematischen Milieu von der Straße holen und zur Integration in eine positive Gruppe anleiten
  • Ein kleinstufiges Aktivierungsangebot, bei dem niederschwellige und ausbildungsorientierte Angebote flexibel ineinandergreifen. Damit kann die Angebotsgestaltung passgenau an die Belastbarkeit, Motivation und Lebensphase des jungen Menschen ausgerichtet und Abbrüche vermieden werden
  • Eine enge Vernetzung mit dem sozialen Umfeld des jungen Menschen im Rahmen des Gesamtangebots der Einrichtung (Eltern, Geschwister, Freunde besuchen ebenfalls seit vielen Jahren die Einrichtung) ermöglicht vielfältige Zugänge und stützt die Erreichbarkeit in schwierigen Phasen
  • Die enge Zusammenarbeit mit allen lokalen Kooperationspartnern wie dem Jobcenter München-Nord U25, lokalen Maßnahmenträgern und Münchner Firmen ermöglicht einen weichen Übergang in weitere Maßnahmen, Ausbildung und Arbeit

 

Projektumsetzung

Kontaktaufnahme und Zugang.

Die Kontaktaufnahme zu den schwer erreichbaren jungen Menschen erfolgt insbesondere über deren soziales Umfeld. Dazu gehören die Peergroup (insb. die Peer-Mentoren der Ausbildungsbegleitung), Eltern, Geschwister, weitere Personen aus dem sozialen Umfeld die schon lange Jahre die Einrichtung besuchen, Mitarbeiter der Gesamteinrichtung sowie das Jobcenter und weitere lokale Kooperationspartner (Projekt Sinti, Streetwork, Gesundheitsberatung, Jugendbeamten, u.a.).

 

Soziales und Versorgung

Die offenen Angebote sichern den niederschwelligen Zugang und ermöglichen ein Kennenlernen, den Beziehungsaufbau und die Vertrauensbildung. Jeder ist willkommen und kann einfach nur da sein oder an den Angeboten (Kochen, Backen, Sport, Basteln, Werken u.a.) teilnehmen. Insbesondere für junge Menschen mit negativen Institutionserfahrungen bietet sich die Möglichkeit, sich unverbindlich ein Bild von den anderen jungen Menschen, den Fachkräften und dem Angebot zu machen.

Die Integration in eine positive Peergroup sowie das Peer-Mentoring unterstützt die Stabilisierung und Neuorientierung von Drop-out Jugendlichen. Im Jugendalter hat die Peergroup eine besondere Bedeutung. Drop-outs sind meist mit anderen Jugendlichen in der gleichen Lebenssituation befreundet. Sie stellen häufig ein Hemmnis und einen Gegenspieler zu Bildungsmaßnahmen dar, da die Gruppe anderer Interessen und Werte vertritt.

Eine Lebenswelt-orientierte Beratung, Begleitung zu Ärzten, Behörden, etc. sowie aufsuchende und nachgehende Kontaktaufnahme leisten Hilfe zur Lösung der größten und oft existentiellen Probleme der jungen Menschen. Hierzu gehören Schulden, gesundheitliche und psychische Probleme, Sucht, Ausbildungs- und Arbeitslosigkeit, drohende Obdachlosigkeit, strafrechtliche Verfahren und Vieles mehr. In Phasen schwerer Erreichbarkeit sichert die aufsuchende und nachgehende Kontaktaufnahme einen kontinuierlichen Hilfeprozess.

Stützende Leistungen, versorgende Angebote helfen jungen Menschen in ihrem alltäglichen Leben. Häufig ist ihre Lebenssituation so schwierig, dass kaum Ressourcen für eine berufliche Orientierung bleiben. Das Projekt Work-Statt verbindet deshalb alle pädagogischen und arbeitsfördernden Angebote mit versorgenden Leistungen, die akute Not lindern und eine grundlegende Versorgung / Existenzsicherung sicherstellen können.

 

Aktivierung und Orientierung

Junge Menschen der Zielgruppe des Projektes „Work-Statt“ sind bereits seit längerer Zeit keinen tagesstrukturierenden Anforderungen ausgesetzt, die sich z.B. durch einen regelmäßigen Schulbesuch, Ausbildung oder Arbeit ergeben. Dementsprechend groß ist ihr Bedarf an Aktivierung, Orientierungshilfe und Neustrukturierung.

Die freizeitorientierten Maßnahmen werden an das Interesse der jungen Menschen angepasst. Geplant sind insbesondere Sport und Bewegung, Kunst und Musik, Kochen und Backen, Spielenachmittage, Ausflüge und der Besuch kultureller Veranstaltungen. Sie lernen sich aktiv und verantwortlich in die Entscheidung, Planung und Durchführung einzubringen, welche Angebote stattfinden sollen.

Für die Durchführung der ausbildungsorientierten Aktivierungsmaßnahmen stehen zwei Werkstatträume zur Verfügung. Der Raum für Arbeiten mit Farbe kann bereits genützt werden, die zweite Werkstatt mit Arbeitsplätzen für Holz, Metall, Fahrräder und Reparaturtätigkeiten soll zu Projektbeginn gemeinsam mit den jungen Menschen unter der Leitung des Schreiners ausgebaut und eingerichtet werden.

Die Orientierungsberatung wird von dem Bezugsbetreuer flankierend zu den Aktivierungsmaßnahmen durchgeführt. In den Gesprächen werden die Erfahrungen aus den Fördermaß- nahmen ausgewertet, die Förderziele und nächsten Handlungsschritte angepasst und die Vorstellungen des jungen Menschen auf Realisierbarkeit geprüft.

In Partizipationstreffen sind alle Angebotsteilnehmer im Lichtblick in die Entscheidungsfindung, sowie in die Planung und Durchführung der Aktionen eingebunden. Bei den hierfür durchgeführten Partizipationstreffen erleben viele junge Menschen zum ersten Mal, dass sie mitreden können.

 

Verselbständigung

Praktika werden mit jungen Menschen durchgeführt, die in Aktivierungsmaßnahmen bereits die Schlüsselqualifikationen für eine regelmäßige Tätigkeit aufgebaut haben. In der Intensität und im Umfang können sie dennoch weitgehend an die Belastbarkeit des jungen Menschen angepasst werden.

Die Kurse, Workshops und Coachings werden auf den individuellen Bedarf abgestimmt und bereiten die Verselbständigung des jungen Menschen vor. Themenbeispiele sind „Umgang mit Geld“, PC-Kurse, Bewerbungstraining und Nachhilfegruppen.

Während der Ausbildungssuche und im Bewerbungsverfahren werden die jungen Menschen intensiv von der Bezugsbetreuung bei der Entwicklung von schulischen und beruflichen Zukunftsperspektiven sowie bei der Stellensuche und im Bewerbungsverfahren unterstützt.

 

Zur Verfügung stehende Plätze

Mit dem Angebot können 30 junge Menschen erreicht und gefördert werden. Dies entspricht einem Betreuungsschlüssel von 1:15. Die Zuständigkeit von einer Fachkraft für 15 junge Menschen ist möglich, aufgrund des Peer-Mentoring-Ansatzes sowie der großen Bedeutung der Gruppenarbeit und des Einbezugs in eine positive ausbildungsorientierte Peergroup.

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